Kanusportring Südwest e.V.

Drau - Juli 2019

Drau in Kärnten 06.07-20.07 2019 - Paddeln / Radeln / Bergwandern

Das Ziel klingt verlockend: Draufluss „Wanderfluss“, gespeist von Gletschern der Alpenhauptkette, Mündung in die Donau bei Maribor.

Der Weg dorthin ist weit, für mich etwa 600 km. Und dann ist dieses „Nadelöhr“ München-Salzburg zu überwinden. Da sind taktische Überlegungen schon gefragt, wann wie und wo man fährt.

Ich beschloss in Augsburg auf dem Lech Campingplatz Pause zu machen und mich dort noch mit Verwandtschaft zu treffen. Unterwegs überholte mich das flotte Wohnmobil von Gisela und Peter. Wie sich später herausstellte sind sie durchgefahren.

Campingplatz an der Drau

Unser Ziel war der Draucamping in Spittal. Wie der Name schon sagt, direkt an der Drau. Wir staunten nicht schlecht. Sie hatte genügend bis viel Wasser, ein paar nette Wellen, obwohl reguliert auch ein paar Kehrwasser, sie zischte mit 10 km pro Stunde an uns vorbei. Das milchig-weiße Wasser sah jeden Tag anders aus. Mal war es weißlich-braun, mal grau, je nach Wetter und Sonnenstand. Eben, er ist ein Gletscherfluss mit eiskaltem Wasser.

Da Gisela, Peter, Dodo und Susi schon einen Tag vor mir dort waren, haben sie mit den Rädern die Gegend erkundet.

Am ersten Paddeltag, es war Montag, wagten wir uns in Sachsenburg – etwa 15 km oberhalb des Campingplatzes - aufs Wasser. Ich muss schon sagen, ganz schön reißend und wer beim Kehrwasser fahren nicht so viel Erfahrung hatte, bekam ganz wackelige Knie. Ist aber alles gut gegangen und das Vertrauen in die Paddelkünste kam ganz schnell wieder.

In etwa 1,5 Stunden war unser Ziel erreicht. So blieb am Nachmittag noch viel Zeit, um uns den Drau Paddelweg mit Ein- und Aussetzstellen und manchen Passagen von Brücken vom Ufer aus anzuschauen.

Der zweite Tag brachte uns ab Campingplatz nach Paternion. Das heißt die letzten Kilometer auf einem Stausee. Den Stau hat man kaum gemerkt. Es ging immer flott voran, allerdings wurden Wellen und Kehrwässer weniger.

Einen Zwischenstopp = Pause hatten wir angedacht. Jedoch ein flaches Uferstück erwies sich als „Matschfalle“. Dort sank man schnell mit den Füßen bis über die Knöchel, je nach Körpergewicht auch etwas weiter, ein. Also, nix wie weg hier. Dort vorne sah man auch schon die Fahne des Ausstiegs. Diese Fahnen markierten die Ein- u. Ausstiegsstellen. Den Weg dorthin musste man selber suchen.

Der nächste Tag brachte eine Paddelpause, denn die vielen schönen Wanderziele lockten auch. Vor allen Dingen der Berg mit dem Gold im Namen - das Goldeck - musste doch etwas Besonderes sein. Nein, wir nahmen nicht die Seilbahn. Unsere Beine und nicht nur die Arme sollten auch etwas tun. So fuhren wir mit dem Auto bis zu einem Wanderparkplatz und haben den Berg erklommen, den Blick genossen und sind auf dem Gipfel eingekehrt.

Es war nicht besonders anstrengend, aber ich bin leider krank geworden. Da ich nicht wusste was es sein könnte, wollte ich zum Arzt. Da aber gerade Mittwoch gegen Abend kein Arzt zu finden war, bin ich im Spital in Spittal gelandet. Danach habe ich die Reise leider abbrechen müssen.

  Barbara

Ab hier beginnt Peters Bericht.

Die Ursache ihrer Beschwerden konnte dann ihr Hausarzt schnell ermitteln und Barbara geht es wieder gut.

Wir mussten unsere Logistik ein klein wenig umstellen, denn unser Urlaub ging jetzt ohne Barbara weiter.

Wir hatten für den Donnerstag die größte Paddelstrecke ausgewählt, nämlich von Greifenburg bis zu unserem Campingplatz. Es waren 36 km auf flottem Wasser, die Barbara leider verpasste. Und immer hatten wir die z.T. noch schneebedeckten Berge im Blick.

Das Wetter war ideal. Es war meist leicht bedeckt, so dass es nie zu heiß wurde.

Und die Regenradar-App kündigte öfters Regen oder Gewitter ab 17 Uhr an. Aber um diese Uhrzeit waren wir immer schon wieder zurück und gestimmt es auch nur ein einziges Mal.

Am Freitag wollten wir ab unserem Platz, ohne das Auto oder Fahrrad bewegen zu müssen, zu einem Aussichtspunkt über die Marhube zu der Ruine Ortenberg bei der Ortschaft Unterhaus wandern. Aber trotz aller möglichen Wegweisern und Schildern blieben wir nach ca. 6 km stecken. Nämlich zwischen einem Stacheldrahtzaun und einem neu gespannten Maschendrahtzaun. Da half es uns nicht, dass hier der Europäische Fernwanderweg E10 (Ostsee-Böhmerwald-Alpen-Mittelmeer) und der Millstätter See-Höhensteig Etappe 6: Marhube verlaufen sollten. Es gab kein Durchkommen, wir mussten umkehren!

Überhaupt, mit den Schildern haben es die Österreicher wohl nicht so! Auch an der gesamten Drau entlang war kein einziges Schild von wegen Draupaddelweg zu finden, das wenigstens auf einen Parkplatz zu einer Ein- oder Aussatzstelle hingewiesen hätte. Ohne Dodos Navigationskünste hätten wir oft sehr lange suchen müssen.

Dann kam der Samstag. Von unserem Campingplatz aus sahen wir ständig auf einem niedrigeren Bergrücken einen stabilen Kirchturm aus dem Wald ragen. Er gehörte zur Kirche St. Wolfgang. Und unser Handy offenbarte uns, dass es daneben zwei Gasthäuser gab. Also war das Ziel unserer Exkursion klar.

Mit dem Auto ging es zum Einstieg und dann auf einem kleinen, stellenweise engen Pfad immer aufwärts. Auf dem Bergrücken führte der Weg nach links, vorbei an wohlschmeckenden Himbeeren, bis wir vor der stabilen Kirche standen. Deren Inneres musste natürlich auch in Augenschein genommen werden. Etwas unterhalb lag der Gasthof, der auf einem großen Plakat kundtat, dass man hier nicht a la Carte essen könne. Die Wirtin meinte, wenn wir etwas essen wollten, dann könne sie uns das nächste Gasthaus empfehlen.

Das störte uns nicht im Geringsten, da wir vorsorglich eine Jause eingepackt hatten. Aber es gab frischgezapftes Bier vom Fass! Das schmeckte ganz besonders, da es die Sonne sehr gut mit uns meinte.

Der Abstieg erfolgte nach der anderen Seite, zum Millstätter-See, nach Seeboden. Dort setzten wir uns auf eine Bank direkt über dem Bach der den See entwässerte und beobachteten die Fische und den bunten Bade- und Paddelbetrieb.

Der Rückweg zum Auto führte uns auf einem sehr alpinen Pfad mit ausgesetzten Stellen, immer oberhalb der Lieser, nach Spittal.

Nach dem vielen Wandern war für den Sonntag wieder paddeln angesagt. Da Sonntag war, gingen wir es gemütlich an und paddelten von unserem Platz noch mal nach Paternion.

Susi erkannte dabei am rechten Ufer einen Gasthof, bei dem sie vor 35 Jahren ihre Paddeltour beendet hatte, da sie nicht staupaddeln wollte. Sie erinnerte sich noch, dass es damals ein hervorragendes Essen gab und so kehrten wir beim Autorückholen dort ein. Da es noch so früh war, testeten wir die Kaffee und Eis Karte.

Am Montag nahmen wir uns die sportlichste Strecke der Drau vor. Von Nikolsdorf bis Greifenburg 25 km.

Schon der Einstieg begann recht flott. Dodo maß in den Stromschnellen eine Geschwindigkeit von 17 km/h! Es folgten einige spritzige Abschnitte und ein Absatz mit hohen Wellen, die man schön abreiten konnte. Da wir doch etwas feucht geworden waren, es hatte unterwegs auch mal kurz genieselt, legten wir an der Jausenstation in Oberdrauburg an. Heißer Kaffee mit Bratwurst. Aber ein kaltes Bier wollte ich auch nicht.

Schnell waren wir an der Aussatzstelle in Greifenburg, wo Gisela im Wohnmobil auf uns wartete.

Am Dienstag radelten wir rund um den Millstätter See. Es sollten 30 km sein. Hatte ich mir einfach so vorgestellt, eine Seeumradelung würde immer auf einer Höhenlinie am Ufer entlang verlaufen, so wurde ich gleich am Anfang eines Besseren belehrt. Eine, für mich mörderische Steigung, verlangte mir mit meiner einfachen Gangschaltung das Letzte ab. Gisela mit ihrem E-Bike radelte einhändig an mir vorbei! Es folgten noch unzählige dieser Steigungen, die ich aber alle per Schiebung überwunden habe. Wer sein Rad liebt, der schiebt. Nach einer weiteren Steigung lag oberhalb ein Gasthof mit einer herrlichen Sonnenterrasse, die einen weiten Blick über den See versprach. Dodo sprach von einer Unterhopfung, der man da vorbeugen könne. Aber das war etwas, was die Frauen natürlich nicht verstanden. Kein Wunder, wenn man Blümlis-Tee trinkt! So schwang ich mich auf meinen steinharten Sattel, um wieder bis zum Seeufer hinunter zu brettern und den Gegenanstieg wieder hochzuschieben.

Das gesamte Südufer war so unfreundlich zu mir und so hoffte ich auf das Nordufer. Aber ehe wir das unter unsere Reifen nahmen, mussten wir uns erst einmal stärken. Am See-Ende in Döbriach fanden wir eine ausgezeichnete Pizzeria direkt am See und weit weg von der Straße. Es gab auch einen unmittelbaren Zugang zum Strandbad, aber ein Bad war nicht eingeplant, obwohl die Sonne von einem wolkenlosen Himmel lachte. Mir tat langsam der Hintern vom harten Sattel weh.

Der Radweg am Nordufer war nur durch eine Leitplanke von der Fahrbahn getrennt, dafür waren die Steigungen moderat. Aber laut war es. Kurz vor Seeboden brach bei einigen Teilnehmern die Naschsucht aus und sie fielen in eine Eisdiele ein! Die Seeumrundung hat wohl viele Kalorien verbraucht.

Am Mittwoch gönnten wir uns eine besonders schöne Wander-Tour, nämlich ins Maltatal: das Tal der fallenden Wasser.

Die Gehzeit zur Gmündner Hütte war ab dem Mautparkplatz hin und zurück mit 4 Stunden angegeben. Es waren unterwegs 12 Haltepunkte angelegt, die zu besichtigen natürlich auch Zeit kostete. Die Namen der vielen Wasserfälle, die man da bestaunen konnte, merkt sich wahrscheinlich kein Mensch, aber beeindruckend waren sie alle.


Als Lohn für den Aufstieg gestatteten wir uns eine urige Jause in der Gmündner Hütte. Bis auf Dodo waren wir zu faul, noch einen Kilometer bis zum blauen Gumpen zu tappen. Wir mussten ja den Weg wieder hinunter ins Tal!

Am Donnerstag ging es nochmal aufs Wasser. Susi und Dodo wollten am Freitag bereits Richtung Heimat fahren und dabei noch das Alpenpanorama von der Großglockner-Hochalpenstraße in sich aufsaugen.

So paddelten wir von Kleblach-Lind gemütlich 23 km in 3 Stunden bis zu unserem Platz.

Doch Dodo hatte noch nicht genug für diesen Tag. Er radelte bis zum Bahnhof in Spittal und fuhr mit der Eisenbahn zur Einsatzstelle, um sein Auto zu holen.

Am Abend zelebrierten wir dann ein Abschiedsessen in jenem Gasthof, der bereits vor 35 Jahren Susi so begeistert hatte. Es hat sich gelohnt, da nochmal hinzufahren. Satt und mit uns und der Welt zufrieden, ließen wir nochmal diese Fahrt Revue passieren.

Wir sind insgesamt 131 Kilometer gepaddelt, haben 4 Wanderungen und 2 Radtouren durchgeführt und haben dabei auch noch, so sozial sind wir, die heimische Gastronomie unterstützt.

Am Freitag waren Gisela und ich alleine und so beschlossen wir, mit den Rädern ca. 6 km zu einer Buschen Wirtschaft zu radeln. Hin über Spittal und heimwärts an der Drau entlang. 

Zu Trinken gab es nur Most, Apfelsaft und einige andere Säfte, aber kein Bier und keinen Wein. Außer Apfelwein natürlich. Es gab einige deftige Jausenteller mit verschiedenen Bestückungen. Wohlweislich hatten wir zusammen nur einen bestellt. Es war sehr reichlich. Aufpreis für das zusätzliche Gedeck 2€.

Zurück auf dem Campingplatz begannen wir unsere Boote zu laden und alles für die Heimfahrt zu richten, die am nächsten Tag weitestgehend staufrei erfolgte.

Ja, plötzlich waren die 2 Wochen vergangen und die Berge von Wäsche die sich angesammelt hatten, erinnerten an die aktiven Tage.

  Peter

Zum Campingplatz noch einige Anmerkungen.

In den 2 Wochen, die wir hier verbrachten, waren wir die einzigen Paddler mit eigenen Booten. Einige wenige Leihbootfahrer waren auch mal zu sehen.

Sehr stark frequentiert wurde der Platz von Radlern, die in Gruppen, als Paare oder auch alleine ihre Zelte aufbauten. Da waren wirklich alle Nationalitäten vertreten. Auch Herbert Rittlinger sei vor langer Zeit hier gewesen, erzählte der Wirt.

Noch vor 30, 40 Jahren sei der Platz von vielen Paddlern, vor allem Faltbootfahrern, belegt gewesen und man hoffe, dass durch die von der EU geförderten Maßnahmen wieder mehr Kanuten kämen.

Ja, aber dann sollte man sich mal überlegen, ob man nicht die Parkplätze an den Ein- und Aussatzstellen vernünftig markieren könnte! So richtig willkommen habe ich mich als Paddler nicht gerade gefühlt. Eine Fahne, die nur vom Fluss aus zu sehen ist, ist wirklich zu dürftig!